Mietpreisbremse: Wohltat für Besserverdiener?

Zwar dürfen nach dem neuen Gesetz bei Neuvermietung die Mieten in bestimmten, von den Bundesländern festzulegenden Gegenden künftig höchstens zehn Prozent über der örtlichen Vergleichsmiete liegen. Aber Wohnungen in Ballungsgebieten sind nicht deshalb so schwer zu bekommen, weil sie so teuer sind - sie sind so teuer, weil es so wenige gibt.

Zwar steigen die Mieten auch wegen der Tatsache, dass Investoren sich derzeit beim Ankauf von Immobilien überschlagen. Dort, so ihre Auffassung, ist ihr Geld momentan noch am sichersten angelegt. Die ansteigenden Quadratmeterkaufpreise schlagen dann auch auf die Mieten durch, schließlich soll neben den Kosten für die Kredite auch noch eine Rendite für das eingesetzte Kapital abfallen. Womöglich verlangen viele Hausbesitzer auch deshalb mehr, als sie es bei einem geringerem Kaufpreis getan hätten.

Die wahre Ursache für die Schwierigkeit, überhaupt eine Wohnung zu finden, bleibt aber der Wohnungsmangel. In Frankfurt fehlen 30.000 Wohnungen, in Berlin sogar noch ein paar mehr - von München und Hamburg gar nicht zu reden. Wirksam abhelfen lässt sich dem Problem nur mit dem Bau neuer Wohnungen. Die sollen von der Mietpreisbremse zwar ebenso ausgenommen werden wie grundsanierte Wohnungen. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass Regulierungen wie die Mietpreisbremse eher als Stimmungskiller für Investitionen wirken.

Entscheidend aber ist eine zweite unbeantwortete Frage: Wem soll die Mietpreisbremse konkret nützen? Sollten tatsächlich die Haushalte mit knapper Kasse gemeint sein, die derzeit nur auf den absoluten Glückfall bei der Wohnungssuche hoffen können? Wohl kaum.

Denn Geringverdiener treten in jedem Einzelfall gegen Konkurrenten an, die dem Vermieter dank eines besseren Einkommens eine größere Sicherheit geben können, seine Miete regelmäßig zu bekommen. Das gilt für die einfache 500-Euro-Wohnung in Berlin Neukölln ebenso wie für die großzügige 160-Quadratmeter-Altbau-Etage in München-Schwabing - in jedem Fall kommt der solventeste Mietinteressent zum Zuge.

So betrachtet schont die Mietpreisbremse tatsächlich die Kasse der Mieter - aber nur jener, die eigentlich keine Schonung brauchen. 

Kommentar von Michael Kröger; http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/kommentar-mietpreisbremse-wohltat-fuer-besserverdiener-a-1021838.html

 

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Mietpreisbremse – Einführung zum 01.Juni 2015 – Stopp der sprunghaften Mieterhöhungen?

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Jun 10 2015
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