Flunderkraftwerk – Deutsches Startup entwickelt stromerzeugende Solarstrasse

Fast 650.000 Kilometer Straßen ziehen sich durch Deutschland – damit würden sie sich mehr als 16-mal um die Erde schlingen. Dieses immense Band aus Asphalt wollen deutsche Ingenieure und Forscher nun nutzen, um grünen Strom zu erzeugen.

“Wir wollen Straßen in Solarkraftwerke verwandeln”, sagt Donald Müller-Judex, Gründer des Startups Solmove aus Herrsching am Ammersee, “und damit der Fotovoltaik ganz neue Flächen erschließen.”

Möglich machen soll das ein neuartiges Solarmodul, über das sogar Lastwagen rollen können, ohne es zu zerstören. Es besteht aus acht mal acht Zentimeter großen Fliesen aus einem besonders bruchsicheren Spezialglas, in dem Solarzellen eingelassen sind.

Ein Labormuster der Solmove-Module. Sie lassen sich mit Gummiasphalt auf der Straße fixieren. (Bild: Solmove)

Ein Netz verbindet hunderte der Fliesen zu einem Teppich – und leitet auch gleich den Strom weiter, den die Solarzellen erzeugen. “Der Solar-Teppich lässt sich industriell vorfertigen”, sagt Müller-Judex, “und auf der Straße bequem ausrollen.”

Auch bestehende Straßen sollen sich so zu Solaranlagen aufrüsten lassen. Dazu will Solmove den Fotovoltaik-Teppich mit einem speziellen Gummiasphalt auf der Straße festkleben. Im Labor hat das Glas des Gründers bereits Belastungstests überstanden.

“Unser Glas hält länger als Asphalt”, ist der 52-Jährige überzeugt. Mindestens 25 Jahre soll die Fotovoltaik-Fahrbahn durchhalten - das entspricht der Lebensdauer von Solarmodulen auf dem Dach. Heutige Straßen dagegen brauchen spätestens nach 20 Jahren eine Grundsanierung.

Zusammen mit zwei Fraunhofer-Instituten, der RWTH Aachen, der Bundesanstalt für Straßenwesen und dem Forschungszentrum Jülich wollen die Experten die Technologie weiter entwickeln. Unter anderem will Müller-Judex die Ausbeute der Solarzellen steigern und die Glasfahrbahn noch griffiger machen, damit Autos bei Regen nicht ins Rutschen geraten.

Eine spezielle Oberfläche soll ihr außerdem selbstreinigende Eigenschaften verleihen, so dass möglichst wenig Schmutz das Sonnenlicht von den Solarzellen abhält. Künftig könnten auch LED-Lampen in die Module integriert werden, so dass Straßen nachts etwa leuchtende Seitenstreifen bekämen.

Würden alle geeigneten horizontalen Flächen in Deutschland für die Solarstromerzeugung genutzt, ließen sich mit dem Strom 20 Millionen Elektroautos betreiben. Mit Hilfe eingebauter Induktionsschleifen könnten die Fotovoltaik-Fahrbahnen in ein paar Jahren sogar Autos während der Fahrt drahtlos mit Energie versorgen. Aber selbst, wenn nur Parkplätze gepflastert würden, käme schon eine beträchtliche Menge Strom zusammen.

Das zeigen nun auch Ergebnisse des Projekts Solaroad in den Niederlanden: Dessen 70 Meter langer Solar-Fahrradweg in der Gemeinde Krommenie nördlich von Amsterdam ist seit einem halben Jahr in Betrieb – und hat mehr Strom erzeugt, als die Konstrukteure gehofft hatten. Mit den mehr als 3000 erzeugten Kilowattstunden, heißt es bei Solaroad,  könne ein Elektroscooter zweieinhalb mal um die Welt fahren.

 

Von Andreas Menn in Energie — 08.05.2015 um 08:00; http://green.wiwo.de/

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(Bild: Solmove)

Mai 22 2015
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